Das Geheimnis der Bambusflöte - die Membrane

Für die Leute, die selbst die Bambusflöte lernen möchten, ist die Membrane offensichtlich das erste große Puzzle, das ohne Hilfe unmöglich zu lösen ist. Ich habe in diesem Artikel erklärt, wie die Membrane auf die Flöte geklebt werden muss. Um die Membrane sauber und genau auf der Flöte anbringen zu können, ist eine Menge an Übung und Erfahrung unentbehrlich, weil jedes Membranestück ein Einzelstück aus der Natur ist und das Kleben entsprechend angepasst werden muss. Je nach persönlicher Spielpraxis und Spieltechnik braucht man Membranen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Viele erfahrenen Flötisten der Bambusflöte suchen selber die am besten passenden Membranestücke aus, verwahren sie getrennt in einer Dose oder Tüte und benutzen sie in ihrer Spielpraxis.

In diesem Artikel erkläre ich weiter, wie man die Spannung der Membrane verstellt. Die auf die Flöte geklebte Membrane kann wegen der Änderung der Raumtemperatur und -feuchtigkeit ihren Zustand stark ändern. Auch die Flöte sowie die Größe des Membraneloches ändert sich ständig bei solchen Klimaveränderungen, und dabei bleibt die Membrane nicht mehr in ihrem originalen Zustand. Die Veränderung des Zustandes der Membrane ist besonders deutlich nach einer Lagerung der Flöte über Nacht hingelegt hat. Deswegen braucht die Membrane vor dem Spielen immer ein "Aufwärmen", um den idealen Zustand wiederherzustellen. Man macht folgendes:


1. Flöte aufwärmen: alle Fingerlöcher abdecken und für ca. 3-5 Minuten, je nach der Raumtemperatur, warme Luft in die Flöte langsam einblasen. Man bedeckt das Mundloch komplett mit dem Mund und bläst langsam Luft ein. Man soll die Luft langsam einblasen, dann schnell einatmen, und dann wieder langsam weiter blasen.

2. Prüfen: kurz die Flöte spielen und den Zustand der Membrane prüfen. Manchmal ist der Zustand der Membrane nach dem Aufwärmung der Flöte schon in Ordnung. In den meisten Fällen ist die Membrane zu lose. Man muss also die Membrane wieder "spannen".

3-a. Membrane spannen: Um die Membrane zu spannen, bläst man warme Luft direkt gegen die Membrane aus einer Distanz von ca. 2 cm für ca. 15 Sekunden. Die warme Luft kann mit dem Laut "ch" (/x/, wie man au"ch" spricht,) langsam ausgeblassen werden. Dies erwärmt die Membrane und feuchtet sie und den Klebstoff (Ejiao) gleichzeitig etwas an. Man muss die Feuchtigkeit der Membrane abtrocken lassen, ohne dass sich die aufgewärmte Flöte abkühlt. Man bedeckt alle Fingerlöcher und bläst warme Luft in die Flöte für ca. 30 Sekunde wieder ein, um die Wärme der Flöte zu erhalten. Die Membrane spannt sich, wenn sie die Feuchtigkeit wieder verliert. Man kann diese Technik mehrere Male machen, um die Spannung der Membrane weiter zu erhöhen.

3-b. Membrane entspannen: Manchmal ist die Spannung der Membrane zu stark. Dies erkennt man, wenn die Bambusflöte wie eine Querflöte klingt und die helle und reiche Klangfarbe durch die Membrane nicht produziert werden kann. Die Membrane muss dann entspannt werden. Der Klebstoff, Ejiao, kann durch Feuchtigkeit aufgeweicht werden, und die Membrane lässt sich durch kalte Luft entspannen. Man bläst also zuerst wärme Luft in die Flöte und dann kalte Luft direkt gegen die Membrane. Zum Blasen mit kalter Luft hält man die Flöte ca. 8-10 cm entfernt vom Mund und bläst kräftig Luft direkt gegen die Membrane. Dabei muss die Flöte warm bleiben. Deswegen bläst man abwechselnd 3 Sekunden warme Luft und 3 Sekunden kalte Luft gegen die Membrane für insgesamt ca. 15 Sekunden und dann man bläst wieder warme Luft in die Flöte ein - wie beim Aufwärmen. Man kann diese Technik auch mehr Male verwenden, um die Membrane weiter zu entspannen. Wenn die Membrane zu lose ist, muss man die Technik von 3-a verwenden, um sie wieder zu spannen.

Bitte aufpassen! Diese Technik (3-a und 3-b) funktioniert nur, wenn man die Membrane mit E-Jiao klebt. E-Jiao ist eine Art von Hautleim und löst sich in Wasser. D.h., wenn man warme Luft gegen die Membrane bläst, wird E-Jiao weicher, und die Membrane lässt sich verstellen.

Um die Membrane wirklich gut zu "beherrschen", braucht man viele Erfahrung. Eine häufige problematische Situation ist die Überspannung der Membrane auf der Bühne. Die moderne Bühne wird häufig mit starkem Licht bestrahlt. Beim Spielen auf der Bühne wird die Membrane durch die Strahlung immer trockener, wobei sie sich spannt. Man verliert im Laufe der Zeit die wunderschöne Klangfarbe der Bambusflöte, hat aber keine Chance die oben genannte Techniken auf der Bühne, besonders wenn die Musik weitergehen muss, anzuwenden. Man muss deswegen vor dem Konzert die Membrane etwas stärker entspannten. Dies erhöht die Schwierigkeit des Spielens aber garantiert die gute Klangfarbe auf der Bühne. Wenn man mehrere Flöten im Konzert spielt, muss man auch vermeiden, die nicht gespielten Flöten vom Licht bestrahlen zu lassen. Entweder deckt man die Flöten mit einem Stück Stoff ab, oder man legt die Flöten mit dem Membraneloch nach unten.

von Wei-Chi Chien, in Essen

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